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Aus dem Gemeinderat

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Aus dem Gemeinderat | 24.11.2025

Gemeinde beteiligt sich nicht weiter am VVS-Rider

Modellversuch ist zwar erfolgreich, das Mobilitätsangebot ist für Kirchheim aber zu teuer

Mit sechs zu fünf Stimmen ist es eine knappe Entscheidung, die den Gemeinderäten in der jüngsten Sitzung sichtlich nicht leichtgefallen ist: Obwohl der VVS-Rider seit seinem Start im Sommer 2024 immer beliebter wird, wird sich Kirchheim nur noch bis Ende 2026 an dem Projekt beteiligen und an einer künftigen Ausschreibung nicht teilnehmen. Der Grund: die vergleichsweise hohen Kosten. Dies ergeben sich auch aus dem Ausstieg anderer Kommunen aus dem Projekt.

Bisher ist der On-Demand-Busverkehr, der vor allem mobilitätseingeschränkten Menschen mehr Teilhabe außerhalb des Regelverkehrs bieten soll, ein Modellprojekt, das zum 31. Dezember 2026 läuft. Unterwegs ist er in Besigheim, Gemmrigheim, Walheim und Kirchheim, sowie zusätzlich nachts in Bietigheim-Bissingen und Tamm. Das Angebot erfreute sich einer wachsenden Beliebtheit, bis September nutzten es rund 15.800 Fahrgäste, im Juli wurde ein Monatsrekord mit 2.300 Fahrgästen erzielt. In Kirchheim fuhren insgesamt 2.500 Leute mit dem VVS-Rider.

Bislang kein Geld aus Förderung

„Das Projekt hängt am seidenen Faden“, sagte Bürgermeister Uwe Seibold in der Gemeinderatssitzung. Die beiden Nachtteilnehmer Bietigheim und Tamm haben bereits entschieden, auszusteigen und auch Besigheim, wo die meisten Fahrten gebucht wurden, zieht sich zurück. „Der Landkreis und auch wir anderen haben sich wirklich mit Herzblut eingesetzt, um mit dieser Möglichkeit die großen Busverkehre in den Randzeiten zu ersetzen.“ Leider sei es nicht gelungen, in eine Förderung zu kommen, was sich auf die Kosten auswirkt. Zwar gebe es eine grundsätzliche Förderzusage vom Land, aber nur unter der Voraussetzung, dass sich weitere Kommunen beteiligen.

Grundsätzliches Interesse besteht zwar in Löchgau, Freudental und Hessigheim, Gremienbeschlüsse liegen aber noch nicht vor. Trotz Förderungen würden auf Kirchheim aber immer noch 250.000 Euro über fünf Jahre zukommen. Wenn dann noch weitere Kommunen ausfallen, wird es eher noch teurer. In Zeiten klammer Kassen müssten solche Freiwilligkeitsleistungen deswegen genau angeschaut werden.

Schwere Entscheidung

Das sieht Stephan Hennig (WGK) ähnlich. „Es ist eine echte gute Sache, die auch angenommen wird, was es schwierig macht, sie zu beenden“, erklärte er. Aber für eine Viertelmillion Euro sehe er an anderen Stellen in Kirchheim einen höheren Mehrwert, auch wenn es ihm schwerfalle. Jürgen Brückner (WGK) ist dagegen für eine Fortführung, sofern die Förderung kommt und auch noch einmal an der App gearbeitet wird, damit Schüler den Rider nicht für den Schulweg missbrauchen. „Grundsätzlich ist er dafür zwar nicht gedacht, aber es ist ein öffentliches Verkehrsmittel, das lässt sich nicht steuern“, entgegnet Uwe Seibold.

Andreas Munz (WGK) hat hochgerechnet und kommt auf 25 Euro pro Fahrt – ein stolzer Preis, da sei er ohne Förderzusage auch eher gegen die Fortführung. Der Bürgermeister gab zu bedenken, dass bei jeder Busfahrt zugeschossen wird und der Zuspruch nach der Anlaufphase sicher noch weiter steigen werde. Jürgen Schick (WGK) lobte die gute Möglichkeit für mobilitätseingeschränkte Leute, aufgrund der Kosten tue aber auch er sich schwer mit einer Entscheidung. „Ich hoffe, dass wir nach der Umgestaltung des Bahnhofs zumindest dort einen besseren Zugang haben.“

Roland Gamnitzer (Unabhängige) schlug alternativ vor, das Angebot über die Hilver-App auszubauen, eine Art Bürgerbus also, wofür es natürlich genügend Freiwillige braucht, wie Uwe Seibold feststellt. Nachdem die Entscheidung feststand, sich nicht an der Ausschreibung zu beteiligen, lautet das Fazit des Bürgermeisters: „Vermutlich wird der On-Demand-Verkehr damit eingestellt, aber wir werden nach zweieinhalb Jahren sicher auf einen guten Modellversuch zurückblicken.“