Aus dem Gemeinderat | 24.11.2025
Die Gemeinde Kirchheim beschäftigt sich intensiv mit den Gefahren potenzieller Starkregenereignisse
Die Bilder von kleinen Bächen, die durch Starkregen plötzlich zu reißenden Fluten werden, kennt jeder. „Gott sei Dank ist Kirchheim bisher davon verschont geblieben“, sagte Bürgermeister Uwe Seibold in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Bis auf einen abgespülten Acker sei noch nicht viel passiert. „Letztlich ist es aber ein Lotteriespiel.“ Um bestmögliche Sicherheit zu erreichen, will die Gemeinde nun ein Frühwarnsystem für Hochwasser am Mühlbach installieren.
Vor allem nahe Wohnlagen und deren Keller sind bei einem schnell steigenden Wasserpegel gefährdet. Grundsätzlich ist das auch nicht zu ändern. „Wir können nur versuchen, die Folgen von solchen Ereignissen zu minimieren und mit der Gefahr umzugehen“, betonte er. Das angedachte Frühwarnsystem ist also gerade für all diejenigen wichtig, die im Einzugsgebiet des Mühlbachs liegen, aber auch für die Feuerwehr oder etwa den Bauhof, um dank aller relevanten Daten effizient die Lage bewerten und schnell entscheiden sowie Ressourcen gezielt einzusetzen zu können.
Nur 15 bis 20 Minuten Vorwarnzeit
Genau das verspricht Lars Ehrenfeld von Netze-BW, der in der Sitzung das intelligente Hochwasserfrühwarnsystem NOYSEE vorstellt. Dieses ist bereits in über 45 Kommunen in Baden-Württemberg und Bayern im Einsatz. „Bei einem Starkregenereignis hat man nur 15 bis 20 Minuten Vorwarnzeit“, macht er deutlich. Durch Echtzeitüberwachung der Pegelstände mittels Sensoren am Mühlbach soll diese kurze Zeitspanne möglichst effektiv genutzt werden können. „Dabei werden sowohl die Grenzwerte als auch die Alarmierungsketten in jeder Gemeinde individuell konfiguriert“, erläutert er.
Die Datenübertragung erfolgt dann über das Mobilfunknetz. Die Daten werden direkt analysiert und für die Kommune visuell aufbereitet. Über die Homepage oder eine App könnten auch die Bürger darauf Zugriff haben. „Alarmiert werden dann je nach Alarmierungskette auch die Bürger direkt, um sich schützen zu können, also zum Beispiel Sandsäcke aufstellen oder den Keller verlassen.“ In der App können Bürger und Einsatzkräfte die Pegelstände in Echtzeit überprüfen, sich mit anderen vernetzen und gemeinsam Vorkehrungen treffen.
Erhoffte Kooperation mit anderen Kommunen
Die drei für Kirchheim vorgesehenen Sensoren müssen aufgrund der Topografie und der Lage des Mühlbachs alle auf der Gemarkung der Stadt Bönnigheim angebracht werden. „Bönnigheim hat bereits signalisiert, dass sie der Anbringung der Messstellen zustimmen würde und man überlegt außerdem, sich an dem System und damit den Kosten zu beteiligen“, erläutert Uwe Seibold. Drei Sensoren seien ein überschaubarer Aufwand, sodass das System bereits zum Start der nächsten Starkregensaison funktionieren sollte. Die Standorte wären am Stadtrand im Bereich der Sportanlagen, im Bereich der Feuerwehr und an der kleinen Mühlbachbrücke direkt an der Gemarkungsgrenze. Außerdem wurde das System bereits in Walheim und Erligheim vorgestellt. „Vielleicht könnte man da im Verbund noch mal Geld sparen.“ Das Angebot für Kirchheim beläuft sich auf knapp 18.000 Euro für drei Jahre. Danach kostet die Wartung pro Sensor pro Jahr 492 Euro, wie Roland Gamnitzer (Unabhängige) auf Nachfrage mitgeteilt wurde. Der Gemeinderat stimmt der Umsetzung einstimmig zu.
Informationen bei Ortsgesprächen
Das Frühwarnsystem am Mühlbach wird damit ein weiterer Baustein, um die Gemeinde und die Bürger zu schützen. So wurde bereits eine Starkregengefahrenkarte erstellt. Sie dienst als Grundlage, um mit möglichst vielen Einzelmaßnahmen zumindest die Auswirkungen zu mildern und Maßnahmen zur Vorbeugung, zum Schutz der Bevölkerung oder im schlimmsten Fall zum Umgang mit den Folgen eines Starkregens zu definieren. Erste Maßnahmen wurden bereits umgesetzt, wie der Bau der zusätzlichen Retentionsfläche in der Strombergstraße. Gleichzeitig wird bei allen Baumaßnahmen eine mögliche Entsiegelung von Flächen geprüft und umgesetzt sowie umgekehrt bei zusätzlicher Versiegelung auf zusätzliche Retentionsflächen geachtet.
Im Rahmen des Formats „Ortsgespräche“ ist über den Winter eine Bürgerinformation zu den Gefahren von Starkregenereignissen vorgesehen. „Da können die Bürger auch erfahren, wie sie ihr eigenes Hab und Gut schützen können“, kündigte der Bürgermeister an. Die Gefahrenkarte kommt dann prominent auf die Homepage, sodass jeder genau sehen kann, wann das eigene Grundstück in welcher Gefahr ist.