Gemeinsame Informationen | 27.10.2025
Am 3. November 1986 brennt die Sporthalle Bönnigheim lichterloh. Das Feuer greift rasch um sich und das Bauwerk der 1970-er Jahre brennt vollständig ab. Die Planung des Neubaus wird sodann zu einem der größeren Projekte, die das Verbandsbauamt des Gemeindeverwaltungsverbands (GVV) der drei Kommunen Bönnigheim, Kirchheim am Neckar, Erligheim seinerzeit zu bewältigen hat. Ob Sanierung der Alten Schule Kirchheim am Neckar, Sanierung des Bönnigheimer Schlosses, Neubau von Rathaus und Feuerwehrmagazin in Erligheim oder Innenstadtsanierung in Bönnigheim, das Amt hat seither unzählige kommunale Hoch- und Tiefbaumaßnahmen abgewickelt. Mit den strukturellen Veränderungen 2018 wurden die gemeinsamen Aufgaben neu ausgerichtet. Nun wird der Gemeindeverwaltungsverband 50 Jahre alt. In einer Sondersitzung mit Innenminister Thomas Strobl und geladenen Gästen feiert der kommunale Verband am 5. November 2025 ein halbes Jahrhundert „ersprießliche Zusammenarbeit“.
Mit dem Wunsch, „dass die neu geschaffene Einrichtung allen drei Mitgliedsgemeinden Vorteile bringen, sich zur ‚ersprießlichen Zusammenarbeit‘ entwickeln und Früchte tragen möge“, hatte Bürgermeister Gottlob Stierle die vollzählig erschienenen Mitglieder zur ersten Sitzung der Verbandsversammlung im Feuerwehrhaus Bönnigheim begrüßt. Dies steht im Protokoll des 15. Januar 1975. Die 15 Anwesenden wählen ihn zum Verbandsvorsitzenden, die Bürgermeister Erwin Biedermann aus Kirchheim am Neckar und Albert Leibold aus Erligheim zu seinen Stellvertretern. Sodann rufen die Beteiligten die Einrichtung des Verbandsbauamts als zentrales technisches Büro für Planung und Bau innerhalb des Gemeindeverwaltungsverbands ins Leben.
Gemeinsame Stärke statt Eingemeindung
Besetzt wird das Amt, das im Bönnigheimer Rathaus ansässig ist, mit dem Leiter, einem technischen Zeichner und einer Schreibkraft. Die Versammelten verzichten auf die Zuständigkeit als untere Baurechtsbehörde, da dies „entsprechende fachliche personelle Besetzung“ erfordert hätte. Sodann nimmt die Versammlung die Entwürfe der örtlichen Bebauungspläne „Käppele III“ und „Ziegelei“ zustimmend zur Kenntnis. Die Stelle des Leiters des Verbandsbauamts wird im Staatsanzeiger ausgeschrieben. Von den sieben Bewerbern macht Otto Banzhaf das Rennen und bleibt bis 2003 im Amt. In weiteren Sitzungen regeln die Mitglieder den Haushaltsplan, Sitzungsgeld, Aufwandsentschädigungen und weitere finanzielle Angelegenheiten sowie versicherungsrechtliche Fragen. Schon 1976 wird klar, „dass ein Einmannbetrieb kein Dauerzustand sein kann“. So wird im Januar 1976 ein Techniker eingestellt, 1977 ein Ingenieur und 1978 auch ein Vermessungstechniker. Am 1. Juli 1989 gehen die vier Mitarbeiter formal zur Stadt Bönnigheim über und werden dem Verband per Verwaltungsleihe gestellt. Die gesamte Projektabwicklung aller kommunaler Baumaßnahmen liegt in ihren Händen: Planung, Erstellen von Leistungsverzeichnissen, Ausschreibungen und Vergaben, Beantragen von Fördermitteln, Bauleitung, örtliche Bauaufsicht, technische Angelegenheiten bei Bebauungsplänen. Zudem bewältigen sie die vorbereitende Bauleitplanung für den Flächennutzungsplan sowie dessen Fortschreibungen. Ihr erstes Projekt ist der Bau des Wasserhochbehälters Schupen im Bereich Klosterruine Frauenberg auf Bönnigheimer Gemarkung.
Wandel und neue Aufgaben
Mit der Satzungsänderung vom Mai 2018 wird der Verband neu ausgerichtet und das Verbandsbauamt aufgelöst. Die Stadt Bönnigheim richtet einen Fachbereich Bauen und Planen ein und schreibt die Stelle der Leitung aus, die der damals stellvertretende Leiter des Verbandsbauamts, Peter Knoll, seither innehat. In den Verbandsgemeinden Kirchheim am Neckar und Erligheim werden die baulichen Maßnahmen künftig ebenfalls mit Personal in der eigenen Verwaltung und externen Büros betrieben. Seit dieser Neuausrichtung umfasst der Kernauftrag des Gemeindeverwaltungsverbandes die Flächennutzungsplanung und die Betreuung von Geo-Informationssystemen. Die Mitglieder befassen sich mit aktuellen Themenstellungen, unter anderem mit der Biotopverbundplanung, Klimaschutzkonzepten oder derzeit der Wärmeplanung unter dem Vorsitz von Bönnigheims Bürgermeister Albrecht Dautel und seinem Stellvertreter, Erligheims Bürgermeister Rainer Schäuffele. Außerdem neben den Mitgliedern dabei sind Kirchheims Bürgermeister Uwe Seibold, Verbandsrechner German Thüry und sein Stellvertreter Tobias Bergmann.
Heute greift die interkommunale Zusammenarbeit durchaus immer noch ersprießlich ineinander. So wird bereits seit vielen Jahren eine gemeinsame Grundschule betrieben. Da das Gebäude der Grundschule auf der Gemarkung Bönnigheim liegt, ist Schulträger der „Schulverband Erligheim-Hofen“ mit dem Erligheimer Bürgermeister als Vorsitzendem. Mitglieder dieses Verbandes sind die Gemeinde Erligheim und die Stadt Bönnigheim. Im Verbandsgebiet der drei Kommunen sind mit der Gemeinschaftsschule in Kirchheim am Neckar sowie der Realschule und dem Gymnasium in Bönnigheim alle weiterführenden Schularten vorhanden. An diesen Schulen findet ebenfalls eine kommunale Schulsozialarbeit statt, welche die Schulen in ihrer Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern unterstützt.
Für die Kinder und Jugendlichen stehen mit dem Hallenbad in Kirchheim am Neckar und dem Freibad in Bönnigheim ganzjährig Schwimmbäder zur Verfügung, die auch von den Vereinen genutzt werden können.
Gemeinsam von allen drei Kommunen getragen wird die Städtische Musikschule unter der Leitung von Stadtmusikdirektor Rainer Falk. In der Musikschule werden die Schülerinnen und Schüler in allen Orten in Einzel- und Gruppenunterricht ausgebildet und spielen gemeinsam im Schülerorchester der Musikschule. Im sozialen Bereich besteht seit 1996 die Sozialstation Bönnigheim e.V., die ebenfalls von allen drei Kommunen gemeinsam getragen wird. Vorsitzender ist Bürgermeister Uwe Seibold aus Kirchheim am Neckar. Bis zu diesem Jahr finanzierten die Kommunen eine Stelle gemeinsam für die Flüchtlingssozialarbeit. Darüber hinaus intensivierten weitere Bereiche der Kommunalverwaltungen die Zusammenarbeit in den letzten Jahren. So erfolgte im Bereich des Gemeindevollzugsdienstes oder auch in der Personalverwaltung mit den vorhandenen Mitarbeitenden eine gemeinsame Aufgabenerledigung. Schon früh haben die Kommunen die Zusammenarbeit im Bereich Standesamtswesen durch die Zusammenlegung zu einem gemeinsamen Standesamtsbezirk miteinander verflochten. Dadurch können sich die Mitarbeitenden auch gegenseitig aushelfen. Ebenso geht die Zusammenarbeit im technischen Bereich weiter. So werden die Kläranlagen in Erligheim und Bönnigheim mit einer gemeinsamen Betriebsführung betreut.
„Wir bündeln unsere Fachkompetenzen, um wertvolles Wissen gemeinsam zu nutzen“, sagt Bönnigheims Rathauschef Albrecht Dautel. Die Kostenersparnis dabei sieht er als positiven Nebeneffekt.
Weichenstellung für kommunale Zusammenarbeit vor 50 Jahren
Das Gemeindereformgesetz im Juli 1974 gab kleineren Kommunen die Chance, selbstständig zu bleiben und im Zusammenschluss mit anderen Gemeinden ihre Leistungsfähigkeit zu erhalten. Die Kooperation im Gemeindeverwaltungsverband (GVV) fungierte als organisatorisches Rückgrat von Gemeinden. Das Innenministerium gab im Gesetzblatt für Baden-Württemberg am 13. August 1974 den „Gemeindeverwaltungsverband Bönnigheim“ mit den Mitgliedern Bönnigheim, Kirchheim am Neckar und Erligheim bekannt. Der Verband wurde mit Wirkung zum 1. Januar 1975 gegründet und nimmt seine Aufgaben seit dem 1. April 1975 wahr. Sitz ist in Bönnigheim. Dem GVV war von 1975 bis Ende 2017 ein gemeinsames Verbandsbauamt angegliedert. Heute funktioniert der Verband über die interkommunale Zusammenarbeit auf Ebene der Verwaltungen und Einrichtungen.
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