Aus dem Gemeinderat | 28.07.2025
Hans Müller berichtet dem Gemeinderat, wie sich die Helfer vor Ort in zehn Jahren entwickelt haben.
Ein Notruf an die integrierte Leitstelle, Herzstillstand in Kirchheim. Noch bevor der Rettungswagen eintrifft, sind die Helfer vor Ort bereits beim Patienten und überbrücken die wertvolle Zeit mit geeigneten Maßnahmen. Das ist das Grundprinzip dieser professionellen, ehrenamtlichen Ersthelfer. „Sie leisten viel mehr als medizinische Hilfe, die aufgrund des bescheidenen Equipments oft begrenzt ist, aber mit der Betreuung der Patienten und Familien so viel wert ist“, betont Bürgermeister Uwe Seibold, der selbst zum kleinen Team gehört. Seit zehn Jahren gibt es die Helfer vor Ort, kurz HvO, in Kirchheim.
Erster Einsatz im Juli 2015
Hans Müller, stellvertretender Vorsitzender des örtlichen DRK, gilt als das Rückgrat des Teams, das aktuell nur aus drei Leuten besteht. Weswegen bei vielen Kirchheimern HvO auch für „Hans vor Ort“ steht. Er berichtet dem Gemeinderat über die Entwicklung der vergangenen zehn Jahre. „Am 31. Juli 2015 um 22.15 Uhr kam die erste Alarmierung über die integrierte Leitstelle“, erinnert sich Hans Müller. Er sei damals trotz Ausbildung und Erfahrung mit viel Bauchweh hingefahren, angesichts der Tatsache, dass er allein die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdiensts überbrücken muss. „Aber es hat gut funktioniert, der Patient ist noch einige Jahre munter durch Kirchheim gelaufen.“
Zeit und Geld für Alarmierungs-App
Bereits im ersten Halbjahr hatten die HvO 42 Einsätze, inzwischen sind es 183 jährlich, Tendenz steigend. Alles ehrenamtlich. Am Anfang sei es für die Leitstelle noch etwas ungewohnt gewesen. Man wusste nicht recht, wie das mit der Alarmierung in Zeiten vor digitalem Funk klappen soll. Die Kirchheimer wollten das verbessern, überlegten sich eine App, für deren Entwicklung sie sogar ein Preisgeld von 10.000 Euro bei der Google Impact Challenge gewannen und investierten. „Kaum war sie fertig, kam die Leitstelle und meinte toll, aber wir machen das anders“, sagte Hans Müller. Heute geben die Helfer ihre Statusmeldung über den Digitalfunk ab und werden genauso alarmiert.
Adam erleichtert die Einsätze
183 Einsätze also im Jahr 2024, davon 44 Herzerkrankungen und sieben Reanimationen. Gerade letztere sind physisch und psychisch fordernd, geht es doch im wahrsten Sinne um Leben und Tod. Der Schönste war aber eine Geburt, „wobei wir da nur am Anfang ein bissle dabei sind“. Insgesamt waren es 1.402 Einsätze in zehn Jahren. 85 Prozent der Alarmierungen können abgeleistet werden, auch wenn das neben Beruf und Familie nicht immer ganz einfach ist. Schwierig wird es auch, wenn sich familiäre oder wohnliche Abgründe auftun, manchmal sehe man Dinge, die man nicht sehen möchte, erklärte Müller.
Etwas einfacher wurde das Ehrenamt, als 2016 der extra mit Blaulicht und Sirene ausgestattete Opel Adam angeschafft werden konnte. Die Kosten von rund 2.900 Euro im Jahr müssen über Spenden gedeckt werden, seit vier Jahren gehört da auch die Kfz-Steuer dazu. Müller: „Das nächste Auto wird dann elektrisch, denn die Kurzstrecken machen ihm schon zu schaffen.“
Herzdruckmassage sollten alle lernen
Aber nichts ist so gut, dass es nicht noch verbessert werden kann. Wenn es nach Hans Müller geht, sollte möglichst jeder Kirchheimer Herzdruckmassage lernen, das wäre sein Wunsch zum Zehnjährigen. „Das kann jeder, ist leicht erlernbar und ohne Hilfsmittel möglich“, meinte Hans Müller.
Das Gremium dankte Hans Müller und seinen Mitstreitern für ihren enormen Einsatz. „Für mich steht HvO für Helden vor Ort“, meint Stephan Hennig (WGK). Auch Andreas Munz (WGK) hält es für eine absolute Bereicherung für den Ort. Svenja Scherb (WGK) regt eine Kooperation mit der Schule an. „Es gibt bereits den Blaulichttag, aber es wäre zu begrüßen, möglichst früh damit anzufangen“, sagte Hans Müller. Im Jugendrotkreuz lernen schon die Jüngsten die ersten Schritte. Es gehe auch darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass sie selbst was tun können. Und das sei nicht nur bei den Kindern notwendig.
E-Mail-Kontakt: info@helferimort.de