Das Motto des Informationstags der Gemeinde vom Samstag, 23.10.2021 klang ähnlich ambitioniert, wie es die derzeitigen Großprojekte im Ort sind: „Kirchheim schafft Zukunft“ lautete der Leitgedanke, der nur auf den ersten Blick allzu plakativ wirkte. Denn, was sich die kleine Gemeinde gerade vorgenommen hat, erscheint gewaltig. Außer der millionenschweren Schulsanierung nebst baulicher Erweiterung wurde nun kürzlich auch noch die Runderneuerung der Gemeindehalle begonnen. Auch die Gemeindehalle soll einen Anbau bekommen. Schließlich wären da noch der Ausbau der bereits bestehenden lokalen Nahwärmeversorgung, die komplette Digitalisierung Kirchheims und der geplante Bau einer Pflege-WG in der Schillerstraße. Alles Großvorhaben, die Bürgermeister Uwe Seibold und sein Rathaus-Team enorm beanspruchen. Sie können sie sich dabei aber auch guten Gewissens ans Revers heften: Kirchheim investiert langfristig wie nachhaltig in die Zukunft.

Der Info-Tag resultierte eigentlich aus der Idee von 2019, das damals zehnjährige Bestehen der Nahwärmeversorgung im Ort zu feiern. Dies sollte im letzten Jahr stattfinden. Dann kam jedoch Corona und alle öffentlichen Veranstaltungen wurden gecancelt. Als sich in diesem Sommer die Pandemielage entspannte, nahm die Verwaltung den Faden wieder auf und nutzte jetzt die Gelegenheit, beim Info-Tag neben dem erfolgreichen Nahwärmeprojekt auch noch die anderen aktuellen Vorhaben der Gemeinde vorzustellen. Die Präsentationen zu den einzelnen Themen finden Sie auch am Ende des Textes. Am Samstag konnte man sich von 11 bis 17 Uhr in den Räumen der Schule auf dem Laiern und des Kinderhauses Klecks umschauen, wie weit die Bauarbeiter mit dem Schulanbau sind, wie es in einer Nahwärme-Heizzentrale aussieht und was das Kinderhaus Neues zu bieten hat. In beiden Einrichtungen wurden Rundgänge und Vorträge angeboten, im Schulfoyer gab es Stellwände mit Infos zum Pflege-WG-Projekt, zum Breitbandausbau und zum Thema Energieeinsparung.

Beim Rundgang mit dem Bürgermeister und der Schulleiterin Simone Brett ging es am Vormittag zunächst zum neuen Schüler-Anbau, der sich noch im Rohbauzustand befindet. Dort läuft gerade der Innenausbau auf Hochtouren und es wurde schon erkennbar, dass sich die Planer viele Gedanken darüber gemacht haben, genügend Licht ins Gebäude zu lassen. Projektleiter Simon Otterbach vom Büro Architektur 109 aus Stuttgart erläuterte Einzelheiten zum aktuellen Stand der Bauarbeiten. Dabei informierte er auch über das geplante Belüftungssystem und die Ionisatoren, mit denen die gesamte Schule Corona-gerecht ausgestattet werden soll. Anschließend begleitete Otterbach die Besucherinnen und Besucher vom künftigen Schülercafé im Erdgeschoss bis hinauf zum lichtdurchfluteten Steg, der den dreigeschossigen Anbau mit dem Bestandsgebäude verbindet. Seibold erwähnte noch, dass sämtliche Schulräume digitalisiert werden sollen. Damit befände sich die Einrichtung auf dem neuesten Stand der Technik, bemerkte Seibold.

Wie die Nahwärme in die Schul- und Kita-Räume, die Sporthalle sowie die Gebäude im Wohngebiet „Bachrain“ gelangt, erfuhr man in der Heizzentrale im Untergeschoss der Schule. Diese Heizzentrale existiert nun bereits seit zwölf Jahren. Das dortige Blockheizkraftwerk (BHKW) läuft ebenso zuverlässig wie der Holzpelletofen und der Brennwertkessel. Es habe bislang keine nennenswerten Ausfälle gegeben, erklärte Kämmerer Jürgen Bothner, der bei der Gemeinde für den Ausbau des Nahwärmenetzes im Ort verantwortlich ist. Insgesamt konnten mit der Anlage bislang rund 3.500 Tonnen CO² eingespart werden. Jetzt wird das Nahwärmenetz nach und nach bis ins künftige Neubaugebiet „Tennisplätze“ und im Ortskern vom Rathaus bis fast zum Ende der Schillerstraße ausgebaut. Weitere Ortsteile sollen in den nächsten Jahren folgen. Und bei der Breitbandversorgung steht die Gemeinde im Landkreis demnächst ganz oben. Kirchheim könnte zur ersten Kommune im Kreis werden, die zu 100 Prozent mit Glasfaser erschlossen ist. Haushalte, die sich – nach dem sie von der Telekom angeschrieben wurden – für einen Glasfaseranschluss entscheiden, bekommen diesen kostenlos.

Das kommunale Kinderhaus Klecks ging 2011 in Betrieb und war kurze Zeit später bereits „ausgebucht“. 2015 brachte dann das kirchliche Kinderhaus Arche kurzfristig etwas Entlastung, bis auch diese Einrichtung aus allen Nähten platzte. 2023 soll eine weitere Kita in der neuen Gemeindehalle entstehen. Nach den Sommerferien ging immerhin schon mal der neue Naturkindergarten im Gewann „Loch“ mit 13 Kindern an den Start. Im Kinderhaus Klecks berichtete die Erzieherin Stephanie Sojka am vergangenen Samstag über die Teilnahme des Kinderhauses Klecks an der „Modellförderung Kinderbildungszentrum“. Dadurch soll Kita-Kindern der Übergang ins Schulleben erleichtert werden. Dem 2018 eingeführten pädagogischen Konzept nach dem „Early Excellence“-Ansatz liegt nicht etwa ein elitäres Leistungskonzept zugrunde, sondern die Idee einer „Gemeinschaft forschender Lernender“, die Kinder und Erwachsene mit einbezieht.

Die Gemeindehalle und der Standort in der Schillerstraße, wo die Pflege-WG „Wohngemeinschaft Schillergarten“ mit zwölf Pflegeplätzen für alte Menschen aus dem Ort entstehen soll, waren am Wochenende noch nicht Teil des Rundgangs. Seit dem September darf die Gemeindehalle wegen der begonnenen Sanierung nicht mehr betreten werden. Dort sind die Bauarbeiter gegenwärtig dabei, die Innenanlagen abzubauen. Im Februar 2022 soll dann der Neubau begonnen werden, damit die Gemeindehalle rechtzeitig bis zum Sommer 2023 wieder bezugsfertig ist. Für die Pflege-WG bekommt die Gemeinde – wie für die anderen Großprojekte auch – eine kräftige finanzielle Förderung. Ohne die vielen Zuschüsse könnte die Gemeinde nicht so kräftig in die Zukunft investieren, wie das jetzt der Fall ist. Dies brachte der Bürgermeister am letzten Samstag nochmals deutlich zum Ausdruck.